Gleich gehts los

Es ist so weit. Die whitedarkness im ujz kornstraße steht unmittelbar bevor, und tatsächlich ist es dieses mal recht entspannt im vorfeld. Sogar die ganze technik spielt erstaunlich problemlos mit. Allerdings bin ich ausgelernter optimist, und ich denke in so einem fall immer, dass denn die ganzen möglichen katastrofen auf die veranstaltung warten…

Wer noch möchte, kann ja vorbeischauen. Einlass ist ab 21:00 uhr, der eintritt kostet 2 euro, kaffee gibt es kostenlos. (Die anderen getränkepreise sind sehr moderat.)

Kylies abstieg

An sich sind mir die eskapaden und die produkte irgendwelcher „stars“ ja ziemlich egal. Aber ich „durfte“ jetzt mal ein paar neue stücke von Kylie Minogue hören, und das tat doch ein bisschen weh, wie sehr die jetzt zu gut vermarkteten flittchen der kontent-industrie geworden ist. Vor allem, wenn ich mich daran erinnere, was für hübsch zynische musik und noch zynischere videos zu dieser musik sie einst produzieren ließ.

Zur erinnerung schaue man sich einmal das video zu „confide in me“ an:

Der zwingende blick

Eines der wahrscheinlich am wenigsten beachteten werke auf der whitedarkness am 30. juni wird auf den klos hängen. Es handelt sich um einen einfachen aufkleber mit einer stark stilisierten überwachungskamera und dem text "Achtung! Dieser Raum wird zu Ihrer Sauberkeit und Sicherheit kameraüberwacht" darunter.

Eine anhnung, wie das aussehen wird, kann man etwa in einem pohsting in einem anderen blog bekommen. Allerdings wird die versjon auf der whitedarkness in schwarzweiß sein, da wir im moment einfach keinen farbdrucker rumstehen haben…

Paranoid

Der manifeste wahnsinn der jetztzeit macht paranoid. Vor einigen stunden war die website Stoppt die Vorratsdatenspeicherung für eine länge zeit offlein. Und ich habe gleich an das schlimmste gedacht, an einen proveider, der einfach den vertrag kündigt; an eine polizeiliche willkürmaßnahme oder ähnliches scheußliches unbill.

So weit ist es schon gekommen unter den bedingungen, die ein ausufernder polizeistaat und die kranke ideenwelt eines Wolfgang Schäuble jeden tag schaffen. Eine website ist ein halbes stündchen weg, und ich denke nicht etwa an ein technisches problem, sondern an den verordneten maulkorb. So ähnlich müssen die menschen in china auch denken.

Aber offenbar gab es nur vorrübergehende technisches probleme. Inzwischen ist die internetz-präsenz wieder erreichbar. Und ich habe gelernt, wie dieser staat schon jetzt das denken verändert, obwohl die schlimmsten wahnideen des aktuellen innenminister-darstellers noch gar nicht umgesetzt wurden.

Reziprok

Es ist seltsam. Je länger der text ist, den ich blogge, desto weniger sind meine leser geneigt, dazu einen kommentar abzulassen. Aber wenn ich mal einen ganz kurzen pohst mache, der ein geradezu dummes wortspiel enthält, denn kriege ich darauf den längsten kommentarverlauf.

Warum mache ich mir überhaupt noch die mühe, etwas sinnhaltiges zu schreiben.

Aber es geht nicht nur mir so, auch frank ist davon betroffen. Sein erfolgreichster blogeintrag enthält überhaupt keinen text, er ist einfach nur mit dem wort "tot" überschrieben. Und auch hier hat sich ein beachtlicher kommentarverlauf gebildet. Inzwischen ist auf unserem gemeinsam genutzten sörver der suchbegriff "tot" uneinholbarer spitzenreiter; fast so, wie in meinen früheren zeiten der suchbegriff "runterholen".

Seit dieser täglichen erfahrung pohstet frank gelegentlich mal ein bild ohne weiteren text (na ja, hier doch etwas).  Und in der tat, der erfolg bei den suchmaschinen gibt dieser vorgehensweise völlig recht.

Es ist, als wenn die menschen nicht mehr lesen können.

Sturmböen…

Toll! Ausgerechnet heute, an einem tag, an dem ich recht weite strecken auf meinem treuen fahrrad zurücklegen muss, ist so ein tolles, fast herbstlich anmutendes wetter. Und die sturmböen sammeln auch schon ihre kraft für den nachmittag, sie pusten schon ein bisschen, aber man merkt, dass das nur träjning ist.

Jeder er-fahrene radfahrer weiß, dass der wind immer von vorne kommt.

Das ist wohl die rache der natur für die technisch errungene bekwemlichkeit des fahrens.

Es war kein fußball

Ich, ich vergaß es völlig zu erwähnen. Am samstag nahm ich den kürzesten weg von der hannöverschen südstadt nach ricklingen, der mich ans stadion vorbeiführt. Ich glaubte, dass ich den direkten weg nehmen könnte, da ja die bundesliga sommerpause macht.

Aber ich sah schon von weitem polizeiabsperrungen, verkehrsumleitungen und ungewohnte massen von menschen, und ich dachte mir nur: „scheiße, ich sollte vielleicht doch etwas weniger hinterwäldlerisch sein und gelegentlich eine zeitung zur hand nehmen“. Doch wollte ich nicht mehr umkehren und fuhr tapfer weiter, auf das schlimmste gefasst.

Schon nach wenigen minuten bemerkte ich, dass es sich nicht um fußball handeln kann. Woran ich das bemerkte? An allem, was fehlte. Es gab kein barbarisches gröhlen, es gab keine sprechköre mit ausländerfeindlichen parolen, es gab niemanden, der mich anpöbelte, es gab keine sinnlos betrunkenen idjoten, es gab keine auf dem weg zerdepperten bierflaschen. Kurz: es gab nicht jene atmosfäre der rohheit und gewalt, die zu jedem fußballspiel fest dazugehört.

Später erfuhr ich, dass es sich um ein großes konzert handelte. Ach, wären doch alle veranstaltungen in diesem stadion so gesittet und erträglich!

Was für ein tag

Nein, ich habe diesem tag kein gutes leben gegeben. Ich habe viel am bildschirm gelesen, und weil es immer wieder reizte, habe ich auch viel am bildschirm geschrieben. Es wird zeit für eine allgemeine, mehrtägige bildschirmpause, sonst kann ich doch glatt wieder anfangen, als kompjuter-dressör zu robotten.

Wenn es morgen nicht gerade kleine hunde regnet, werde ich mich auf ein fahrrad schwingen und mir etwas anderes anschauen als pixelwelten. Als ich gestern unterwegs war, flatterte mir in der leinemasch auch ein erfreulicher anblick übern weg, ein rotkehlchen. Ich habe so lange kein rotkehlchen mehr gesehen gehabt, dass ich mich bei diesem anblick förmlich erschrak, so als hätte ich eine längst ausgestorbene tierart zu gesicht bekommen.

Die sind aber auch selten geworden.

Tagclouds

Wie anders doch manches durch vielfachen gebrauch abgeschliffenes wort klingt, wenn man es nur in eine sprache überträgt, die wieder fühlbar ist. Ich habe mir angewöhnt, in foren und tschätts an stelle des englischen „tag cloud“ die direkte deutsche übersetzung „etikettenwolke“ zu verwenden. Das klingt doch gleich viel hübscher und auch angemessen bewölkt, damit auch ja keine assoziazjonen zu klarer sicht aufkommen.

Appdäjht-schmerzen

Wenn jemand nur einen blog unterhält, dann mag der sicherheits-appdäjht auf eine neue versjon ja noch angehen. Aber ich unterhalte etliche blogs, und viele davon sind eben wordpress-blogs, um die ich mich selbst kümmern muss.

Da kann es schon einmal etwas mühsam werden, alle diese blogs auf die neue versjon 2.2.1 zu bringen. Und wenn denn das internet zwischendurch so langsam wird, dass man das gefühl hat, die daten müssten sich durch einen ollen akustikkoppler kwetschen, dann beginnt man, das alles zu hassen.

Wirkliche armut

Ich durfte eben eine bemerkenswerte szene miterleben. Um sie zu beschreiben, muss ich allerdings ein wenig ausholen.

In meinem blog lumières dans la nuit gibt es für meine leser eine möglichkeit, mir eine kleine spende über päjpahl zukommen zu lassen. Darum habe ich niemals gebeten oder gar aufdringlich gebettelt; ich habe einfach so ein kleines widget mit dieser möglichkeit in die sidebar gepackt. Wer nur sporadisch vorbeischaut, wer nur mal eben in seine guhgell-suchergebnisse klickt, der wird diese möglichkeit gar nicht entdecken. Wer aber interessiert ist, wer der blogroll folgt, wer einen blick in die letzten kommentare wirft, der kann diese möglichkeit gar nicht übersehen. Es ist also vor allem an leser gerichtet, die wiederkommen; sie erhalten auf diese weise die möglichkeit, mich als obdachlosen, bettelnden schreiber ein wenig zu unterstützen. In der tat sind meine gesamten internet-kosten in den letzten monaten immer aus spenden (auch für meine bei jamendo veröffentlichten alben) gedeckt gewesen. Und für dieses stück gefühlter solidarität bin ich meinen lesern wirklich dankbar.

Im gegenzug halte ich alle meine veröffentlichungen völlig werbefrei. Das liegt daran, dass ich werbung hasse. Deshalb möchte ich nicht dazu beitragen, dass meine marginalisierten texte zum transport dieser einseitigen und dummen form der kommunikation missbraucht werden. Auch nicht, wenn ich auf diese weise ein paar eurocent pro klick erhalte.

Es ist also wirklich keine große sache.

Und es ist schon gar nicht eine sache, die mich reich machen würde.

Aber eben saß ich bei jemanden, der mich (noch) nicht besonders gut kennt, und ich tat dort am sprudelnden internetz die kleinen tätigkeiten, die ich eben so tue. Dabei stellte ich fest, dass sich in den letzten acht wochen zwanzig euro spenden angesammelt haben, und die überwies ich auf das konto einer treuen gefährtin, da ich kein eigenes konto habe. Dort wird sich dieses abstrakte buchgeld in etwa einer woche in einen blauen lappen der EZB verwandeln, und dieser wird zum teil meine webkosten finanzieren, zum teil in meinem bauch wandern und zum teil in tabak umgesetzt werden.

Und wie reagierte dieser jemand darauf, der micht nicht besonders gut kennt?

Mit neid.

Ja, tatsächlich mit neid. Ich musste mir dafür, dass ich freiwillige geschenke von menschen erhielt, die kampflos geben, vorwürfe anhören; und ich musste mir die frage anhören, warum denn ausgerechnet ich (als wenn ich ein untermensch wäre) auf solche weise beschenkt würde. Und warum nicht dieser mensch, der doch materiell alles hatte, was mir jeden tag fehlt.

Wer mich kennt, weiß, dass ich kaum um worte verlegen bin. Aber diese reakzjon hat mich zunächst sprachlos gemacht. Wie kann mir jemand diese unsteten, aber doch warmen sympatiebekundungen neiden? Jemand, der mitbekommt, dass ich mir sogar mein tägliches essen zusammenbettle?

Erst einige stunden später errang ich meine fassung zurück, und da begann ich, diesen vorgang zu verstehen. Ich war wohl mit der reakzjon eines menschen konfrontiert worden, der noch niemals etwas geschenkt bekommen hat. Das meint: noch niemals wirklich etwas geschenkt. Natürlich beschenken sich die menschen untereinander zum geburtstag oder zum weihnachtsfest, aber das hat etwas von handel. Sie beschenken sich, weil sie davon ausgehen, geschenke zurück zu erhalten. Dieses schenken ist gar kein eigentliches schenken, es ist ein spiegelbild des allgemeinen kaufens und verkaufens und damit genau so kalt wie jenes.

Und so kommt es, dass ein mensch aus „normalen“, „gesichterten“ verhältnissen einen obdachlosen bettler um einen in der kaufkraft recht geringwertigen geldbetrag beneiden kann. Weil er damit konfrontiert wird, dass auch sein leben von einer armut zerfressen wird, die vielleicht noch größer ist als die meinige.

Und das ist fast noch ein bisschen deprimierender