Menschen gibts!
Es ist ja nicht so, dass ich nicht gern jemandem einen gefallen tue. Wenn mich jemand bittet, dass ich doch kommen soll, um die hausarbeit korrektur zu lesen, sage ich erstmal: „…gern, aber ich kann nicht morgen, weil tatsächlich auch ich verpflichtungen eingehe…“ – „…aber du arbeitest doch gar nicht…“ – „…aber trotzdem gehe ich verpflichtungen ein. Wenn ich dir sage, ich komme morgen und ich komme nicht…“
Und denn muss ich hören, dass es ganz ganz eilig ist mit der hausarbeit. Ganz eilig! Als wenn eine solche arbeit unangekündigt wie ein meteorit vom himmel fiele und eine unerwartete katastrofe auslöste! Immer alles unter totalem stress machen.
Und denn höre ich mich sagen – ich hasse mich ja fast für solche worte – dass ich versuche, mir den tag freizuschaufeln. Und denn mache ich mir die mühe, andere zusagen abzusagen. Und komme hin, mit einem taglang zeit und guten mutes, denn fröhlicher mut ist wichtig für freudlose tätigkeiten. Und ich sehe diese „hausarbeit“.
Diese „hausarbeit“, von der so gut wie gar nichts fertig ist. Von der zwar eine gliederung steht, aber kein wörtchen des textes in ein dokument eingefügt ist. Nicht einmal die in der arbeit zitierte literatur liegt herum, so dass es kaum möglich ist, die bibliografischen angaben im kwellenverzeichnis zu machen. Die auf verschiedene word-dateien und auf ausdrucken vorhandenen texte machen etwa ein drittel des umfanges dessen aus, was die gliederung der hausarbeit verheißt. Und wie selbstverständlich wird von mir erwartet, dass ich „korrektur lese“, indem ich die arbeit schreibe. Unter zeitdruck, versteht sich.
Für ein mittagessen, versteht sich. (Und ein paar kannen kaffee und ein paar zigaretten.)
Als kleine gefälligkeit, versteht sich.
Und dass ich das nicht einfach tue, das ist schlecht. Das ich durchaus vernünftige gründe dafür habe, zählt nicht. Es ist einfach nur gemein. Ich kann doch so gut schreiben, ich habe doch so einen guten stil. (Und natürlich bin ich so abhängig von den zuwendungen irgendwelcher arschlöcher, die mit ihrem eigenen leben nicht klar kommen, aber später als erziehungsbesoffene sozjalarbeiter assimilazjonsarbeit an schansenlosen menschen wie mir leisten – zwei freunde, opfer dieser form der instituzjonalisierten gewalt habe ich in diesem jahr bereits durch selbstmord verloren.)
Mit jedem tag, den ich lebe, wäxt die anzahl der menschen, die mich am arsch lecken können.