Szenen eines appdäjts auf debian lenny

Tja, als ich meine mäjhl abholte und las, dass jetzt endlich die lenny veröffentlicht wurde, war ich noch guter dinge. Es war ein müder tag und damit genau das richtige, um kurz den appdäjht an der kommandozeile anzustoßen und sich erfreulicheren dingen zuzuwenden.

Das tat ich dann auch.

Als ich die ersten meldungen von aptitude las, wurde meine zuversicht schon etwas geringer…

Removing gnome...

…wurde doch ausgerechnet die grafische bedienoberfläche GNOME als erstes gelöscht. Ich setzte mir meinen kaffee auf und ließ den rechner auf der platte rumsägen. Dabei muss man natürlich immer wieder ein auge auf den bildschirm werfen, weil hin und wieder ein paar entscheidungen zu treffen sind, ob auch die konfigurazjonsdateien durch neue überschrieben werden sollen, oder ob die alten einstellungen beibehalten werden sollen. Genau solche kleinigkeiten mag ich an debian, suse linux hat mich nicht gerade verwöhnt und mir immer wieder meine konfigurazjonen fröhlich zerschossen.

Nach einer langen zeit des sägens war es so weit, und ich wagte es, mal wieder die grafische anmeldung zu starten. Huch, was musste ich da hässliches lesen:

xserver disabled nach dem appgräjd auf lenny

Der xsörver funkzjonierte nicht mehr.

Daraufhin durfte ich erstmal wieder den besten brauser der welt benutzen: lynx. Um schnell mal die einschlägigen foren nach hilfe zu durchsuchen. In der tat hatte nicht nur ich dieses problem, sondern es trat häufiger beim appdäjht von etch nach lenny auf und brachte einige anfänger auch zur verzweiflung. Zum glück ist man als debian-anwender niemals allein gelassen, und ich brauchte nicht einmal in englische foren zu schauen, um zu lesen, wie man abhilfe schaffen kann — leider unternahm ich vorher eine reihe eigener versuche, die recht viel zeit kosteten. Es reichte völlig hin, das paket „xserver-xorg“ zu deinstallieren und wieder zu installieren, um endlich wieder eine grafische oberfläche zu haben.

Wer wenig kenntnisse und keine erfahrung mit debian hat und mit dem gedanken an einen upgrade spielt, sollte sich vielleicht vorher die man-päjtsch von aptitude ausdrucken, damit das auch sicher funktioniert… 😉

Übrigens haben sich die mühen durchaus gelohnt, lenny rockt!

(Und: es kann niemals schaden, wenn man sich daran gewöhnt, in krisenfällen den lynx flüssig bedienen zu können. Ein system ohne einen brauser für den textmodus lässt seinen benutzer aufgeschmissen zurück, wenn es einmal so richtig scheiße läuft. Deshalb ruhig einen „aptitude install lynx“ mit root-rechten absetzen, das geht schnell und kostet nichts.)

Gnädiges verlernen

Ich dachte immer, dass es dinge gibt, die man niemals wieder verlernt, nachdem man sie sich einmal angeeignet hat.

Als ich vor vielen jahren damit begann, webseits zu machen, konnten die verbreiteten brauser noch kein CSS, jedenfalls nicht so gut, dass man es auch gebrauchen konnte. Wenn man ein desein zu machen hatte, wurde das immer ein fürchterliches gebastel mit tabellen, um die verschiedenen elemente ansprechend auf der seite anzuordnen.

Das habe ich jetzt schon lange nicht mehr gemacht. Und ich habe es nie vermisst. Aber ich dachte bis eben, dass ich es noch könnte. Das war ein irrtum, und ich habe doch so manchen blick in dokumentazjonen geworfen, um es mal eben schnell wieder für ein kleines projekt hinzukriegen. Dass ich so ein scheußliches gehäcke verlernt habe, ist ein zeichen für den allgemeinen technischen fortschritt bei den brausern — und, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, eine gnade…

Hackbild

Wenn mich früher jemand gefragt hätte, ob man sich durch anschauen eines bildes am kompjuter „etwas einfangen“ könnte oder „gehäckt werden“ könnte, hätte ich herzlich gelacht. Heute gibt es den internet-explorer.

Beim Öffnen einer Datei verlässt sich der Internet Explorer nicht blind auf möglicherweise falsche Anzeichen wie Dateinamen oder den MIME-Typ, den der Server übermittelt. […] schaut er in die Datei hinein und entscheidet an Hand des Inhalts, wie sie zu behandeln ist. […] kann dann sogar dazu führen, dass er in einer Bilddatei HTML-Code entdeckt, diesen rendert und eingebettetes JavaScript ausführt. Dieser Script-Code […] kann beispielsweise die Zugangsdaten des Anwenders ausspionieren.

Ganz großes kino mal wieder bei winzigweich!

Alles ist besser geworden

Ich muss meinem ruf als miesmacher mal tätig widersprechen, indem ich „etwas positives“ schreibe.

Sicher, alles wird immer schlimmer und früher war alles besser, aber wenn ich nur die entwicklung des internetzes betrachte, ist doch alles besser geworden.

Ziemlich genau vor zehn jahren hatte ich meine erste begegnung mit diesem internetz. Es war eine begegnung, die wohl heute keiner mehr fassen kann. Meine ersten webseits sah ich auf dem amiga eines freundes über eine schlichte modem-verbindung, der brauser war ein „voyager“. Mir trat eine bunte sammlung der nutzlosigkeit entgegen, von der ich nicht glaubte, dass sie irgendwann einmal eine bedeutung für mein leben bekommen könnte.

Unter desein verstanden die damaligen deseiner, eine webseit so zu gestalten, dass sie im „netscape“ gut aussieht. Wie es woanders aussah, interessierte keinen, und die leute hatten ja alle den „nutscrape“. Die deseins waren fürchterlich, zur anordnung der elemente verwendete (oder missbrauchte) man meist tabellen, und in anderen brausern sah es oft grässlich aus.

Damals stieg ich noch selbst in diese scheiße ein und versuchte, einige meiner bestehenden texte in das netz zu bringen. Gut, dass diese seit nirgends mehr existiert, denn sie war ein spiegelbild der unzulänglichkeiten der damaligen softwäjhr. Immerhin sah sie in fast jedem brauser ähnlich aus, sogar im amaya, im w3m und im voyager — und sie ließ sich problemlos auch in brausern benutzen, die keine tabellen rendern konnten.

Seit der netscape vier tot ist, ist alles ein bisschen besser geworden. Für das desein habe ich CSS zur verfügung, und obwohl der internet exploiter so seine lieben schmerzen macht, ist das nichts gegen die verrenkungen, die man damals so machte. Dass auch das veröffentlichen wesentlich einfacher geworden ist, sehe ich jeden tag, wenn ich eines meiner blogs befülle.

Aber manchmal sage ich mir, dass es auch seine vorteile hatte, dass man solchen problemen gegenüber stand. Denn damals wäre ich nie auf die idee gekommen, diese ganzen unreifen ideen und texte irgendwo zu veröffentlichen, die ich heute jeden tag in das netz hinaus puste — und so eine plage wie twitter, das etwa so überflüssig wie ein kropf ist, gab es auch noch nicht.

Aber davon abgesehen: Für das internetz ist alles besser geworden.

Jetzt müssen wir nur noch mit hilfe des internetzes dafür sorgen, dass auch für die menschen alles ein bisschen besser wird.