…so der aktuelle (und in meinen augen durchaus erfreuliche) wunsch der FAZ, der als interwju-beitrag für die webseit getarnt wurde. Darin steht wirklich eine menge scheiße, von der einem ganz anders werden kann — und niemand verstehe mich jetzt falsch, ich halte „facebook“ für unerträglich, nicht zuletzt wegen der spämm-artigen werbeformen.
Aber mit so einer gekwirlten scheiße kann man „facebook“ nicht entgegentreten. Hier nur ein paar anmerkungen zum text von mir.
Stowe Boyd gehört zu den Vordenkern im Web 2.0 […]
Denn kann er ja mal erklären, was dieses „web to Zero“ eigentlich sein soll — außer einem griffigen wort für werber und andere fäkalmaden, hinter dem sich ein nichts befindet. Die große neuerung kann ich — als netznutzer der frühesten stunden — jedenfalls nirgends ausmachen. Wenn etwas neu ist, denn ist es die künstliche abhängigkeit von großen unternehmen mit kommerzjellen interessen, die für möglichst alle menschen im netz geschaffen werden soll. Aber das versucht er ja gerade:
[…] Der studierte Informatiker sieht im Internet einen fundamentalen Wandel zum sozialen Netz, der aber erst in den Anfängen steckt.
Aha, ein wandel zum „sozjalen netz“ nennt er diese umwandlung des menschlichen miteinanders zu einem sozjal optimierten geschäftsvorgang.
[…] Facebook, aber auch eine lange Liste anderer Unternehmen, entdeckt ein neues Geschäftsmodell, das auf einem fundamentalem Wandel basiert: Das Web ist primär sozial geworden. […] Daher ist das Internet sehr schnell zu einem Ort der Kommunikation und Interaktion geworden. […]
So so, ich habe jedenfalls schon lange vor der existenz von solchen alles mit reklame vergällenden und jede interakzjon auf geschäftliche verwertbarkeit abskännenen parasiten an der mitmenschlichkeit wie „facebook“, „myspace“, „jappy“ etc. so genannte webforen benutzt, die jetzt übrigens ziemlich tot sind. Allerdings war „freundschaft“ damals noch kein kleines bild, das man wie eine briefmarke in seinem profil sammelt, sondern eine sozjale tatsache. Und bevor ich die webforen benutzt habe, habe ich das olle usenet benutzt, und davor mäjhlboxen. Das einzige, was sich in der zeit im wandel befand, war der grad der kommerzjalisierung, denn dieser wurde immer größer. Na ja, gefühlt hat auch die inhaltsdichte des übers internetz mitgeteilten nachgelassen, aber das lässt sich nicht nur im so genannten „web to zero“ beobachten.
[…] In den kommenden Jahren bildet sich wieder eine neues Internet, das ich das Internet des Flusses nenne, im Gegensatz zum Internet der Seiten. […]
Ja ja, das „internetz des flusses“. Wollen wir mal hoffen, dass nicht allzu viele menschen in der flut von scheiße, die beim hochwasser dieses flusses angespült wird, ersticken. Wenn man nix zu sagen hat und doch den experten spielen will, bedarf es der metaphern.
Viele Unternehmen bauen nur soziale Interaktionen in die fundamentalen Ebenen der Computer-Infrastrukturen hinein. Das Soziale wird in mobilen System wie dem iPad oder in Windows 7 eingebaut sein – und das in einem viel tieferen Niveau, als es Facebook heute ist.
Wie jetzt, kriegen wir demnächst „iAds“ auch direkt auf den desktop geschissen?
[…] Noch sind die sozialen Funktionen in diesen Systemen nicht an erster Stelle, aber das ändert sich gerade. Und mit dieser Änderung werden die selbstdefinierten Plätze wie Facebook von fundamentaleren Dingen wie der E-Mail ersetzt. Jeder kann an jeden und mit jedem Gerät eine E-Mail senden, Facebook ist eine vorübergehende Phase wie es MySpace war. Wichtiger sind die Unternehmen, die die nächste Generation der Geräte wie Apple mit dem iPad oder Nokia bauen, oder Google mit seinen Betriebssystemen Chrome oder Android. […]
Kurz zusammengefasst: die technik bleibt, und entscheidend ist die kaufmännische ausbeutung des über die technik vermittelten, menschlichen miteinanders. Da hat sich aber einer richtig den kühlschrank seiner brust aufgerissen.
[…] Nun, Facebook wandelt sich stetig – und nicht immer zum Guten. Die jüngsten Änderungen haben eine Bewegung weg von Facebook ausgelöst. Viele Menschen verlassen Facebook – und es werden noch mehr werden, weil die Menschen mit den jüngsten Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre nicht mehr einverstanden sind. […]
Was für eine einsicht! Ist ja auch kein wunder, wenn die einstellungen zur privatsphäre bei dieser dreckseit „facebook“ einem orientierungslauf durch einen dschungel gleichen, während überall — auch bei großen und angesehenen internetz-anbietern — allerhand üble datenschutz-pannen bekannt werden. Da ist der wachere teil der menschen schon einmal verunsichert, wenn die benutzerschnittstelle offenbar völlig absichtlich nach dem motto gestrickt wird: „einfache dinge komplex machen, komplexe dinge fast unmöglich machen“. Bei wem da — wie gesagt: im kontext einer kommerzjellen nutzung aller interakzjonen — keine alarmglocke zu schrillen beginnt, bei dem wird wohl selbst der weltuntergang noch verpasst werden.
Übrigens ist „twitter“ vielleicht auch deshalb ein erfolgsmodell, weil es dort sehr einfach ist, seine aktivitäten nur vor selbst ausgewählten personen darzustellen — dass diese alle beim anbieter zusammenfließen und dort ebenfalls missbraucht werden können, lässt sich in einem abstrakten technischen medium leichter verdrängen.
[…] So wird es auch künftig nationale oder internationale Organisationen geben, die Einschränkungen der Interoperabilität verbieten. […]
Wie soll das bitte aussehen? Sollen standards per gesetz vorgeschrieben werden? Hat dieser „web to zero“-vordenker sich eigentlich einmal gedanken darüber gemacht, wer die p’litik bezahlt?
[…] Stimmt. Wie haben noch nicht gelernt, die einflussreichen Menschen zu identifizieren oder zu verstehen, wie groß die Reichweite des Einflusses ist. […]
*prust!* Alles wird anders. *gackerlach!* Ich — ganz ohne jedes „expertenwissen“ — habe jedenfalls schon die einflussreichen menschen identifiziert. Wenn die herkömmliche totholzjornalje oder ihre agenturen etwas rauspusten, wird dies im internet wie in einer großen echokammer wiedergegeben. Ja, ich mache dabei gerade selbst mit. Wir alle machen dabei mit. In diesem völlig nulligen blog, das (aus für mich völlig verständlichen gründen) praktisch keine leser hat, wird dieser text zu einem FAZ-tema wochenlang der meistgelesene text sein. Wer seine augen immer auf der statistik hat, wer nach zugriff und gelesenwerden so süchtig ist wie ein dschunkie nach dem nachsten druck, der wird sich daran orjentieren und immer mehr aus dem großen strom des fürs prägen und anschließenden vergessens industrjell erstellten bullshit richten und so weitermachen. Nichts wird anders, im großen — und daran können alle großen pläne scheitern. Erinnert sich noch jemand an „adnation“? Allerdings ist schon vieles im kleinen anders geworden, und das finde ich gut. „facebook“ finde ich weniger gut — aber das brauche ich hier wohl nicht explizit zu sagen…
Immerhin, er merkt…
[…] Denken Sie an die Trending Topics auf Twitter. Die sind für alle Menschen gleich und betreffen meist irgendwelche Superstars. […]
…selbst, dass dieses „web to zero“ im westenlichen eine echokammer für die tittitainment-njus der content-industrie ist.
[…] Auf diesem Niveau helfen diese Informationen nicht weiter. […]
In der tat, das hilft nicht weiter. Genau so wenig, wie die von reklame und politischer meinungsmache vergällte tageszeitung oder die glotze. Die einzigen informazjonen, die „weiterhelfen“, sind solche von möglichst unmittelbarer lebenspraktischer bedeutung. Also genau der stoff, der sich leichter in der brett-struktur eines herkömmlich gestalteten forums finden lässt, wenn er dort vorhanden ist.
Aber für einen „web to zero vordenker“ ist ja vor allem das abstrakte im miteinander entscheidend…
[…] Im Moment wird an vielen Stellen geforscht, was uns in diesem Informationsstrom beeinflusst. Die Rede ist vom „dritten Netzwerk“. Das ist die Welt, die zwei Schritte von uns entfernt ist. Also nicht meine Freunde oder deren Freunde, sondern die Freunde der Freunde der Freunde. Das sind Millionen Menschen, aber was diese Menschen tun und denken, beeinflusst uns über die Netzwerke. Meist nimmt man diesen Einfluss gar nicht bewusst wahr, aber er ist vorhanden – selbst wenn man nur einen von 100 Menschen aus diesem Netzwerk kennt. […]
…denn dieses lässt sich leichter erforschen, kwantifizieren und letztlich in klingende münze umwandeln.
Geht das nur mir so, oder klingt das bullshit-wort vom „dritten netzwerk“ fast schon wie das wort von der „dritten welt“? 
Und aus der erforschung und kwantifizierung des menschlichen miteinanders in seiner abstrakten (und damit belieblig beeinflussbaren und vorspielbaren) form erwächst dann…
[…] Noch gibt es keine Instrumente, die herausfinden, was im dritten Netzwerk geschieht. Auch die Unternehmen schauen nicht darauf, was die Social-Network-Forschung herausfindet. Aber sobald sie das tun, werden wir eine Revolution erleben. Das ist ein großer Fortschritt, der uns erwartet. […]
…eine *trommelwirbel* REVOLUZJON!!!11! Und ein *fanfarespiel* GROSSER FORTSCHRITT!!ELF! Klar doch, da wird klar, wie gedacht wird.
Und auch „twitter ist ein ganz großes ding…
[…] Twitter wächst schnell. Junge Menschen nutzen Twitter eher selten, weil sie meist die direkte Kommunikation mit Menschen bevorzugen, die sie kennen. Auf Twitter geht es aber um größere Gemeinschaftten von Menschen, die an den Themen interessiert sind, für die ich mich auch interessiere. „Soziales Fernsehen“ ist zum Beispiel eine sehr interessante Anwendung, wenn Menschen auf Twitter über einen Film diskutieren, die sie gerade schauen. Twitter ist auch eine soziale Ebene, die sich über die Nachrichten legt. […]
für das „sozjale fernsehen“ — so nennt man das jetzt offensichtlich unter „web to zero vordenkern“, wenn die menschen vom ständig mitlaufenden, flackernden volxempfänger dermaßen angeödet sind, dass sie nebenbei twittern. Und weil es ja immer wichtig ist, sein expertendasein mit hübschen worten unter beweis zu stellen — bei einem netzwerkadmin, der zu seinem scheff spricht, klingt „vollständige verbindungstrennung“ ja auch viel besser als „steckerziehen“ — soll das dann eine „sozjale ebene“ sein, die sich „über die nachrichten legt“. Wohl auch, damit die teils latente und teils offene psychische manipulatjon in diesen nachrichten besser vergessen werden kann.
[…] MySpace hatte vor Jahren geglaubt, der Sieger zu sein. Aber so schnell, wie die Leute hereingekommen sind, gehen sie auch wieder heraus. Das kann Facebook jetzt auch passieren.
Na, wenn man bei „myspace“ von flash-reklame angebrüllt wird, denn geht man halt irgendwann, wenn man es ein paar male ohne adblocker gesehen hat. (Ich arbeite wegen meines scheißdaseins an ständig wexelnden rechnern und habe diese erfahrung… sorry: „experience“… auch machen müssen.) Und genau das kann auch „facebook“ irgendwann passieren. Denn keines von diesen ganzen drecksangeboten ist letztlich unentbehrlich, und der mehrwert, den sie dem dasein hinzufügen, ist sogar sehr gering. Wohl dem, der von seinen wirklichen freunden telefonnummern und mäjhladressen hat, und wehe dem, der sich auf diesen überflüssigen dreck verlässt.