Heise-schleichwerbung des tages

Heise onlein setzt seine — von der bildzeitung her bewährte — strategie fort, einfach ungekennzeichnete scheißreklame als redakzjonelle artikel zu veröffentlichen und verachtet heute die intelligenz seiner leser mit einem reinen reklametext für elektromotorräder von harley-davidson. [Hier eine dauerhaft archivierte versjon der leserverachtenden scheiße]

Der praktikant aus der karl-wiechert-allee, dem sie heute klar gemacht haben, dass man die verbotene schleichwerbung jetzt „content marketing“ nennt und für den neuesten und tollsten schrei hält und dass die hohen ideale des jornalismus ansonsten eher was für die eigenwerbung als für die gelebte praxis sind, war allerdings etwas unmotiviert und faul beim umformulieren der ihm vorliegenden, für sicherlich von harley-davidson gezahltes geld zu einen artikel zu machenden reklametexte, so dass ihm dieser kleine, verräterische ausrutscher passierte (hervorhebung von mir):

Es gibt derzeit nur zwei Hersteller, die unsere aktuell verfügbare elektrische Antriebstechnik mit ihren technischen, emotionalen und gesellschaftlichen Aspekten verstanden und in ein Motorrad mit einem entsprechend angepassten Einsatzbereich umgesetzt haben

😳

Aber noch zwei, drei monate bei heise, und dann kriegts der Clemens Gleich schon hin, dass zumindest von der wortwahl her die scheißreklame nicht mehr sofort wie eine scheißreklame klingt, die ganz nebenbei nicht mehr auf halbseidene typen, sondern die vollenthirnten gadget- und leifsteil-idjoten der zehner jahre zielt:

Zu dieser Kundschaft gehören auch die neuen Motorradfahrer, die mit Bart, Smartphone und teurer Kleidung aus der Lifestyle-Richtung zum Hobby kommen

Klar, für das asoziale, devoluzjonäre pack braucht das verkehrsmittel auch nicht so als verkehrsmittel geeignet zu sein, wenns nur ordentlich nervigen krach macht, damit man auch wahrgenommen wird. Und wenns dann auch noch eine motorrad-äpp für ihre überteuerte äppel-uhr gibt, die anzeigt, dass sie gleich wieder ihren akku neu laden müssen, dann sind die echt pralle glücklich. Schließlich muss ihnen dieser ganze tinnef einen ersatz für ein fehlendes selbst geben.

Heise, ihr widert mich jeden tag ein bisschen mehr an. Wenn ihr so weitermacht, könnt ihr meinetwegen mit dem ganzen rest der scheißpresse schön kwalvoll sterben gehen.

Nachtrag, 18:45 Uhr:

Heise-Werbung für das Telepolis-Buch 'Das gekaufte Web - Wie wir online manipuliert werden'

Datenschleuder des tages (mit ficki-ficki-affären)

„Das Leben ist kurz. Gönn‘ Dir eine Affäre.“ — mit diesem Slogan wirbt das Seitensprung-Portal Ashley Madison, das angeblich über 37 Millionen Nutzer hat. Für diese könnte es jetzt unangenehm werden, nachdem Hacker die Kundendaten kopiert haben wollen

Ich wünsche euch allen auch weiterhin viel spaß beim festen glauben an den datenschutz und daran, dass die oft weit in die privatsfäre reinragenden daten bei irgendwelchen unternehmen halbwegs sicher liegen, obwohl es keinerlei haftungspflichten gibt, wenn das mal nicht der fall ist. Die kleine, unerfreuliche liste wird zuverlässig immer länger. Eine bitte um datenlöschung — die in der BRD übrigens ein recht ist, das auch kostenlos gewährt werden muss — ist da auch nicht so hilfreich:

Das Versprechen, dass für 19 Dollar ein Mitglieder-Profil bei Ashley Madison komplett gelöscht werde, sei eine Lüge. Zahlungsdaten blieben nämlich weiterhin gespeichert

Die naheliegende frage, warum die daten der buchhaltung übers internetz zugänglich sein mussten, lässt sich einfach beantworten: weils für so eine internetzklitsche keinerlei konsekwenzen hat, wenn sie auf jede form des vorbeugenden datenschutzes scheißt. Es kostet nichts, wenn man nicht an datenschutz denkt und nichts dafür tut, und es kostet geld, wenn man dran denkt und was dafür tut — und diese kosten für den datenschutz gehen nicht mit einer erhöhung des umsatzes einher, sind also ein verlust. Stattdessen wird datenschutz einfach nur versprochen, das reicht ja auch, schön unverbindlich und garantiert jetzt total echt und wirklich hundertprozentig und voll seriös, mit JPEG-bildern von hand und siegel drauf, ganz dickes, großes ehrenwort von menschenverachtenden krämerseelen ohne ehre, die für ein paar handvoll bunter läppchen sogar ihre mütter anschaffen gehen schickten. Ja, bei diesem laden „avid life media“, konnte man sogar rd. zwanzig dollar explizit für versprochenen, aber dennoch unterlassenen datenschutz latzen, das war bestimmt ein ordentliches nebengeschäft. Der dumme, blinde glaube anderer menschen war schon immer ein gutes geschäft… :mrgreen:

Und hej, das mit den „seitensprüngen“ ist besonders „lustig“, wenn die daten demnächst fluktuieren und es dann erpressungsversuche der marke „ist ja eine hübsche ehe/beziehung, die du da hast, wäre doch schade, wenn die jetzt aufhört, weil dein partner von deinem bummsfidelen rumgeficke erfährt“ gibt. Dafür eventuell benötigte weitere daten werden sich in vielen fällen mit ausgesprochen einfachen suchen im fratzenbuch, bei spammedin, bei guhgell doppelplusgut oder anderen als S/M-angeboten getarnten dateneinsammelprogrammen auffinden lassen…

Das traurigste daran: bei einigen leuten muss es vermutlich wirklich erst so weh tun, damit ihr gehirn mal anfängt, ein kleines bisschen zu arbeiten. Es gibt nur einen wirksamen datenschutz, und der besteht in äußerster zurückhaltung bei datenpreisgaben. Dies gilt insbesondere bei unternehmungen, deren datensammlungen auch attraktive ziele für kriminelle sind. Dass euch das weder von den scheißjornalisten der scheißpresse, die von (und damit vor allem auch für) scheißreklameschaltungen lebt, noch von der verlogenen scheißreklame irgendwelcher scheißunternehmen gesagt wird, sollte euch nicht weiter überraschen. Wer sich von dieser ganzen scheiße sein gehirn zuscheißen lässt, kann allerdings scheißschnell eine scheißüberraschung erleben.

So, ich gehe jetzt kacken…

Demokratur des tages

Was ist aus unserer Demokratie geworden, wenn die Gemeinschaft auf Wikileaks angewiesen ist, um herauszufinden, was unsere Regierungen in unserem Namen anstellen?

Nun, Rosa Pavanelli, die sicherlich nicht als solche gemeinte frage kann ich ihnen gern beantworten: das, was eine bis ins mark korrupte p’litische klasse schon immer aus der „demokratie“ machen wollte. Und das mittel dagegen besteht nicht in der kriecherischen bittstellerei einer petition, sondern in der revoluzjon¹.

Ach, wollt ihr nicht? Wollt mit dieser scheiße leben, statt kompromisslos gegen sie zu sein? Ja, „campact“, ich habe verstanden… 👿

¹Nicht, dass ich an einen nachhaltigen erfolg glaube, aber wenn mal wieder ein paar zehntausend in den stadtzentren feierlich abgeschlagene köpfe von intelligenzverachtenden menschenfeinden wie p’litikern, werbern, jornalisten und kreditinstitutsmitarbeitern zeugnis davon ablegten, dass taten konsekwenzen haben können, fände ich das sehr befriedigend.