Der krieg gegen die cyber-cyber-kriminalität ist so gut wie gewonnen, denn innimini Horst „der horst“ Seehofer hat eine tolle idee gehabt:
Wie das Innenministerium am Mittwoch nach der Kabinettssitzung mitteilte, sollen Bewerber, die bereits ein informationstechnisch, ingenieurwissenschaftlich oder naturwissenschaftlich geprägtes Studium absolviert haben, künftig als Tarifbeschäftigte eine verkürzte Laufbahn von 20 Monaten durchlaufen können. Anschließend werden die „Cyberkriminalisten“ zu Kriminaloberkommissaren ernannt. Diese Stufe erreicht man bei der Polizei normalerweise erst nach 36 Monaten. Das Bundeskriminalamt werde bei der Verfolgung und Prävention von Kriminalität im Internet gestärkt, „indem wir uns im hart umkämpften Wettbewerb auch bei der Gewinnung von Cyberspezialisten als hoch attraktiver Arbeitgeber präsentieren können“, erklärte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU)
Meinen kleinen kommentar zu dieser großartigen idee eines großen deutschen cyberspezjalistenmagneten mit CSU- und bummsregierungshintergrund habe ich bereits im forum von heise onlein von mir gegeben, ausnahmsweise mal mit gebremster polemik (aber nicht ganz ohne, denn ich musste starke lachschmerzen kompensieren). Nur zur sicherheit, falls ihm bei heise etwas zustößt, sei der kurztext in dudennaher rechtschreibung hier noch einmal wiederholt:
In Niedersachsen ist das [Kriminaloberkommissar, meine Anmerkung] Besoldungsgruppe A10, zurzeit rd. 2.800 Euro pro Monat. Dies wohlgemerkt, nachdem ein richtiges naturwissenschaftliches Studium erfolgreich absolviert wurde, also etwas mit Fakten, Hirn und Struktur und nicht so eine paraesoterische Schwafelwisschenschaft wie Soziologie, wo man sich die Wirklichkeit im Zweifelsfall einfach zurechtbenennen kann. Und wohlgemerkt, nachdem man vorher zwanzig fucking Monate lang als Anwärter seine rd. 1.200 Euro pro Monat bekommen hat. Von den recht bescheidenen Aufstiegsmöglichkeiten im Polizeidienst will ich in diesem Kontext genau so wenig anfangen wie von den mutmaßlich suboptimalen Bedingungen, unter denen man jeden Tag arbeiten darf und vom vielleicht immer wieder einmal vorkommenden Mobbing durch Kollegen, die gar nicht erfreut sind, dass da jemand auf der Schnellstraße seine beiden silbernen Sternchen auf die Schulter gebatscht kriegt, weil ein paar Politiker das gerade im Rausch von „Cyber Cyber“ für eine gute Idee halten.
Ich will es mal so sagen: Wenn hier wirklich dieser Fachkräftemangel herrschte, der ja nach den Gesetzen des Marktes über die hohe Nachfrage und das geringe Angebot am Arbeitsmarkt das Gehalt für gut qualifizierte Angestellte nach oben triebe, denn würde vermutlich jeder Mensch mit einem bisschen Resthirn diese 35k€ p.a. Besoldung für lächerlich und die Anwärterzeit für eine Zumutung halten.
Außer natürlich die paar Leute, die nicht ganz so toll in ihrem Fachgebiet sind und eine Möglichkeit sehen, trotzdem noch ein ansehnliches Geld dafür zu kassieren. Immerhin gibt es ja gut 3.300 Euro monatlich, wenn man zehn Jahre in eher unerfreulichem Umfeld bei voranschreitender „innerer Kündigung“ den Sessel plattgesessen hat – und der Pensionsanspruch kann sich durchaus sehen lassen. Und eine schnieke Uniform mit zwei silbernen Sternchen auf den Schultern gibt es auch noch.
Kurz: Wenn ich so ein „Cyberkrimineller“ wäre, dann wäre ich angesichts dieser »neuen Attraktivität« für Bewerber sehr beruhigt.
Cyber! Cyber! 🤖
Nachtrag: ein anderer kommentar bei heise onlein. Voll die offensive! 