Wenn ein autofahrer einen anderen vorfahrtberechtigten verkehrsteilnehmer — wie ihr das so schön schreibt — an einer durchschnittlich einsehbaren kreuzung „zu spät bemerkt“, dann bedeutet das nur eines: dass er ganz einfach nicht gut genug geguckt hat. Ich habe da aus meiner alltäglichen verkehrserfahrung heraus einen verdacht, wie es dazu kam, dass der nicht gut genug geguckt hat und tippe darauf, dass dieser blut und benzin schlürfende motorhenker mit seinem scheißhändi statt mit dem verkehr beschäftigt war. Und der typ, den er dabei übern haufen fährt, wird dann auch nicht „vom auto erfasst“, ganz so, als ob das auto von allein zugriffe, sondern von einem unaufmerksamen autofahrer übern haufen gefahren.
Manchmal stinkt eure eiskalte, autoverherrlichende und entpersonalisierende scheißsprache einfach nur wie aus dem wörterbuch für unmenschen! Ich kann ja verstehen, dass ihr sachlich schreiben müsst und als gehilfen der staatsanwaltschaft keine vorverurteilungen machen dürft, und ich sehe sogar ein, dass das in der praxis schwierig ist, aber das geht auch anders als „der autofahrer saß in einem auto, dass einfach jemanden anders klatsch mitnahm und ins krankenhaus schubste“. Zum beispiel, indem man völlig klar schreibt, dass der autofahrer einen motorradfahrer anfuhr. Das ist sachlich genug und lässt noch platz genug für interprezjonen, die den autofahrer möglicherweise entlasten (wie schnell und/oder dumm fuhr der motorradfahrer, etc.).
(Mich hätte gestern auch fast jemand übern haufen gefahren. Der hat nicht auf die straße geguckt, sondern auf sein scheißhändi. Die straßen hannovers sind voller blinder autofahrer. Das ist echt ein problem geworden. Und als radfahrer bin ich nix weiter als das kanonenfutter des straßenverkehrs, deshalb vielleicht auch manchmal etwas empfindlich.)