…erklärt den lesern seiner industriell bestempelten bäume die so genannte „künstliche intelligenz“ und schreibt leitartikel, die vor bullschitt so triefen, dass es mir schwerfällt, ein zitat rauszupicken [archivversjon].
Und ja, über den eben verlinkten text könnte ich auch so einiges sagen…
Wir müssen dringend darüber sprechen, ob wir es nicht schaffen könnten in Europa eine Regulierung zu haben, die hilft sich vom Energiehunger abzusetzen, so dass KI-Modelle entstehen, die zu berechnen eine Smartphone-Akkuladung brauchen. Let’s do it!
…aber ich lasse es mal. Der autor aus dem land der matematisch-informatischen analfabeten scheint ebenfalls nicht zu wissen, wie ein auf einem kompjuter simuliertes neuronales netzwerk (das nennt man „künstliche intelligenz“, einfach nur, weil das gleich viel geiler klingt) implementiert ist, sonst wüsste er, dass es sich um eine sackgasse handelt, weil das (mit gegenwärtiger, auf von-Neumann-maschinen basierender kompjutertechnik) zwangsläufig eine riesen energieverschwendung ist. Und nicht nur das: man erhält dabei überhaupt keinen einblick in die so „gelösten“ probleme und hat keine möglichkeit, das verhalten des neuronalen netzwerkes zu verstehen oder gar sinnvoll zu entfehlern. Es sind keine algoritmen mehr, also keine dargelegten, gekohdeten, analysierbaren rechenverfahren, deren funkzjon man verstehen und deren fehler man behandeln oder wenigstens beschreiben kann, sondern große arrays… ähm, das wort versteht wohl nicht jeder hier, also lieber ein deutsches wort… listen aus zahlen, die gewichtungen von simulierten neuronen und ihren verbindungen repräsentieren und durch einen aufwändigen anlernprozess mit rückpropagazjon für jeden anzulernenden datensatz erzeugt wurden. Für die rückpropagazjon muss meist ein mensch das vorläufig erzielte ergebnis bewerten, deshalb kostet es auch viel menschliche arbeitszeit. In genau diesem unangenehmen, aber dank des scheißjornalismus weithin unbekannten fakt sehe ich das größte problem mit dieser form der „künstlichen intelligenz“. Der vom scheißjornalismus gern aufgegriffene rest ist reklame, ein großes huj über erstaunliche leistungen, feuchte träume von selbstfahrenden autos, damit man besser ohne tempolimit auf der autobahn mit dem scheißhändi rumwischen kann, lustige science fiction mit intelligenten maschinen und demgegenüber eine energieverschwendung, die auf der ungefähren größenordnung des kryptogeld-wahns steht. Angesichts der dummen, monotonen und meist mies entlohnten arbeit beim anlernen eines neuronalen netzwerkes gesellt sich im regelfall noch eine gigantische vernichtsung von beschränkter menschlicher lebenszeit hinzu, in der menschen auch etwas für die pflege ihrer natürlichen intelligenz hätten tun können.
Und ja, ich sehe trotzdem nischen für neuronale netzwerke und gebe dem ansatz als ganzes eine zukunft, denn die leistungen in der mustererkennung sind gut, zuweilen sogar beeindruckend. Algoritmen, die man verstehen kann, wären mir allerdings lieber. Aber es sind wirklich schwierige probleme, die man damit angehen kann, und wer will da auf tiefe, schwierige und in ihren erfolgsaussichten ungewisse analyseversuche warten? Der gegenwärtige heip um die „künstliche intelligenz“ — übrigens der dritte in meiner heiteren lebenszeit, und von den ersten beiden (insbesondere von der fuzzy logic) sind auch gute, alltagstaugliche und hilfreiche anwendungen übriggeblieben, etwa bildstabilisatoren für kameras — schadet solchen anwendungen mehr, als er ihnen nützt.