Hej, heise, hat guhgell euch für diesen artikel bezahlt? Ich will es doch schwer hoffen! So einen idjotischen reklamesprech zu einem technischen produkt liest man bei euch (zum glück) nur selten.
Google will seine Datenbrille Glass verstärkt in Firmen unterbringen. Der Internet-Konzern legt dafür ein Programm namens „Glass for Work“ auf, das Unternehmenskunden zusätzliche Dienste und Service-Leistungen bieten soll. Dabei sollten spezifische Probleme am Arbeitsplatz gelöst werden
Ach! Es sollen also durch ein tragbares display, ein mikrofon und eine kamera „spezifische probleme am arbeitsplatz“ gelöst werden? Welche „spezifischen probleme“ bitte sehr? Wie man seine mitarbeiter besser überwacht und ausbeutet? Oder wie man ständig irgendwelchen von der arbeit ablenkenden infoschrott hat, der im blickraum rumzuckelt? Das müssen ganz tolle probleme sein, denn bis zum heutigen tag habe ich noch nie irgendwo gelesen oder gehört „ich hab da so ein betriebliches problem, und die beste lösung dafür wäre so eine datenbrille, wie guhgell sie gerade testet“. Nicht einmal von guhgells reklameabteilung habe ich so etwas gelesen oder gehört.
Zugleich werde dies Glass auch für Verbraucher verbessern
Aha, wenn man „spezifische probleme“ am arbeitsplatz mit dem glotzwürfel im blickfeld lösen kann, dann wird der glotzwürfel im blickfeld auch für „verbraucher“ besser. Das ist eine bestechende logik, der man sich eigentlich nur entziehen kann, wenn man gerade mehr als zwei handvoll freier synapsen zur verfügung hat. Dann deutelt man diesen ganzen nichtssagenden blahsprech als: „wir haben den idjoten eigentlich nur für viel geld einen prototypen verkauft und wissen bei licht betrachtet immer noch nicht, wofür das konzept unseres gerätes gut sein soll, aber es ist etwas ganz tolles, müssensemirglauben“.
Ein Vorteil der Google-Brille ist, dass der Träger Informationen auf dem kleinen Bildschirm vor dem rechten Auge ablesen kann, ohne dafür die Hände zu nutzen
Ich bin begeistert! Endlich kann ich mit den augen lesen und benötige nicht mehr die hände dazu. Das ist besonders praktisch bei den ärzten, die hier als beispiel herhalten müssen. Endlich kann mitmensch metzger… ähm… chirurg wieder operieren, weil er eine hand freihat, denn bislang war ja in der einen hand die wodkaflasche und in der andern hand das buch „chirurgie für dummies“.
Außerdem kann die Kamera des Geräts Bilder und Videos aufnehmen
Dass man mit einer irgendwo eingebauten kamera bilder und videos aufnehmen kann, ist ja ein großartiges und vor allem total neues und bislang völlig ungesehenes leistungsmerkmal. Gut, dass man dafür gar nicht mehr die händchen braucht. Gut, dass das — wegen der „spezifischen programme“ am arbeitsplatz — einfach der scheff für einen übernehmen kann, damit er immer alles im blick hat. Oder der nette wachtmeister von der zuständigen polizeiwache.
Zuletzt schloss Google eine Partnerschaft mit dem weltgrößten Brillen-Hersteller Luxottica, um stilvollere Gestelle zu entwickeln
Auch das stilvollste diesein nützt nichts für ein stilloses (und darüber hinaus ziemlich nutzloses) produkt.
Ach, das habt ihr von der DPA übernommen, ihr da hinten in der karl-wiechert-allee? Mir stellt sich dann nur eine frage: warum? Der informazjonsnährwert dieses textes ist so gering, dass flüchtige leser hinterher dümmer sind (nachdem wegen fehlen kein inhalt hängengeblieben ist, halten sie guhgell glahß für eine wichtige sache, weil darüber ja immerhin berichtet wurde) und aufmerksame leser hinterher bedauern, dass ihnen etwas beschränkte lebenszeit von diesem bullschitt geraubt wurde. Oder, wie ich es eingangs nannte, weil es alle merkmale dieser besonderen „literatischen gattung“ hat: scheißreklame im redakzjonellen teil.
Hoffentlich hats sich für euch gelohnt. Für eure leser hats sich nämlich nicht gelohnt.